„Time is on my side“ Fünf Tipps zum Entschleunigen

Dr. Melanie H. Adamek • Mai 16, 2023

Schluss mit dem Tempoterror. Ab in den Wald!

Was waren das für Zeiten, als die Rolling Stones sangen: „Time is on my side“ und prophezeiten „You’ll come running back.“ „Ich habe keine Zeit.“ „Mir läuft die Zeit davon.“ Ob Manager, Schüler, Rentner oder Hausfrau, Zeit ist ein kostbares Gut geworden – und scheint immer knapper zu werden. Je schneller unser Leben wird, desto weniger Zeit haben wir. Tatsächlich gibt es Wege, sich dem Tempo-Terror zu entziehen und die Zeit zu seiner Freundin zu machen: Entschleunigung.

Elemente Uhrwerk Entschleunigung

Die Tyrannei der Dringlichkeit

Eine der Hauptursachen für unser beschleunigtes Leben ist sicher die moderne Kommunikationstechnik. Segen und Fluch zugleich, dass man am Smartphone nun mal an fast jedem Punkt der Welt zu erreichen ist und so gut wie alle Aufgaben schnell erledigen kann. Aufgaben und Vorgänge, für die man sich früher Zeit nehmen konnte, Lösungen, die sich entwickeln, die reifen konnten, müssen heute binnen weniger Stunden geschaffen werden. Die „Tyrannei der Dringlichkeit“ ist dies auch genannt worden. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen über Stress klagen und Schäden an Körper, Geist und Seele nehmen.

Energien nutzen statt verpulvern

Zu viele Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol setzen Körper und Psyche zu: Bluthochdruck, Herzinfarkt, Magenprobleme, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Angstzustände, Depressionen und eine hohe Anfälligkeit für Infektionen sind der Preis, den viele für eine falsch verstandene Leistungsfähigkeit zahlen. Wir müssen lernen, so sagen Experten, uns die Zeit nach unserem eigenen Rhythmus einzuteilen. Es reicht aber nicht, bloß auf die Tempobremse zu treten. Wer sinnvoll entschleunigen möchte, sollte zwischen passiver und aktiver Langsamkeit unterscheiden. Es geht darum, Denk- und Arbeitsprozesse durch sinnvolle Pausen zu entzerren, sich Zeit zu nehmen für sich selbst und für die eigene Gesundheit. Ziel ist es, Energien besser zu nutzen, statt schnell zu verpulvern.

Je hektischer, desto länger

Denn Geschwindigkeit führt nicht unbedingt schneller zum Ziel. Jeder kann es ausprobieren: Man hat zwar die Illusion, schneller vorwärtszukommen, aber in Wirklichkeit verlieren die meisten Menschen sehr viel Zeit, wenn sie hektisch arbeiten. Man macht Leichtsinnsfehler, wird hibbelig, hört nicht mehr richtig zu und und und ...

Im-Wald-Sein: Frau entspannt auf Liege im Wald

In 5 Schritten: Den Tempokreislauf durchbrechen

1. Die Stoppschild-Strategie

Der Schlüssel für mehr Gelassenheit und Ausgeglichenheit ist Selbstmanagement. Wenn Sie spüren, dass der Zeitdruck Sie auffrisst, sollten Sie kurz innehalten und Bilanz ziehen. Überprüfen Sie Ihren Zeitplan: Können Sie Aufgaben an andere abgeben, Abläufe verbessern oder vereinfachen? 

2. Die Jetzt-Formel 

„Zeitdruck kommt häufig daher, dass jemand nur wenig an die einzelne Aufgabe denkt, die er momentan bewältigen muss, sondern an den ganzen Arbeitsberg, den er vor sich hat“, sagen der Stress-Experten. „Wer sich auf das Jetzt konzentriert, erledigt seine Aufgaben schneller.“ Denn Schritt für Schritt vorzugehen erzeugt das Gefühl, die Aufgaben im Griff zu haben. 

3. Zeitlupen-Übung 

Zur Entspannung zwischendurch helfen kurze Verlangsamungspausen im Arbeitsalltag. Versuchen Sie einmal, vertraute Abläufe im Schneckentempo durchzuführen. Wenn Sie ein ruhiges Tempo anschlagen, gibt Ihnen das ein Gefühl von Kontrolle. Außerdem wirkt die Ruhe auf Ihren Organismus zurück. Das Wichtigste aber ist nicht die äußere, sondern die innere Entschleunigung. Man muss lernen, sein eigenes Tempo zu finden. 

4. Harmonie in den Alltag bringen 

Damit Körper und Geist zur Ruhe kommen, setzten Stressmanagement-Experten zum Beispiel auf Yoga. Yoga bringt durch langsame, konzentrierte Bewegungsabläufe bei tiefer Atmung Ruhe in Körper und Geist – ebenso die klassischen Entspannungsmethoden wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Harmonisierend wirkt auch Qi Gong – eine meditative Kombination von Bewegungs- und Atemtherapie aus der traditionellen chinesischen Medizin (Hier finden Sie eine kleine Anregung für zwischendurch). Durch langsame, fließende Bewegungen und tiefe Bauchatmung tankt die chinesische Heilgymnastik Körper und Seele mit neuer Kraft auf. Sport, zum Beispiel Joggen, Walking oder Schwimmen, baut ebenfalls Stress ab. Mein persönlicher Favorit ist das Im-Wald-Sein nach Shinrin Yoku Vorbild. Gut angeleitet hilft es uns, natürlich gesund zu bleiben. 

5. Den Moment genießen 

Mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen ist der Feind schöner Momente. Wenn Sie am Nachmittag einen Kaffee oder Tee trinken, sollten Sie das wirklich als Anlass für eine Pause nehmen. Konzentrieren Sie sich ganz auf den Duft, den Geschmack. Jedes bewusste, kurze Innehalten im Tagesablauf bringt neue Energie und Gelassenheit. Und am Abend oder am Wochenende machen Sie einen ausgedehnten Waldspaziergang, Lustwandeln Sie einfach und tauchen Sie ein in den Moment. Und daheim hören Sie ganz bewusst ein tolles Musikstück. Zum Beispiel: „Time is on my side.“ 

IM-WALD-SEIN Tipp!

Im Wald kann man besonders gut entschleunigen, denn im Wald wird die Zeit nicht von der Uhr diktiert und die Atmosphäre des Waldes lädt zum Müßiggang ein. Wer die Entschleunigung mit einem gezielten Gesundbleib-Programm kombinieren möchte, greift zum IM-WALD-SEIN-Audioguide, einem DIY-Shinrin-Yoku-Programm für lustvolles und entspanntes Waldbaden. Da ist übrigens keine Musik drauf, sondern gute Übungen und Impulse. Mehr hier:

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