Sieben wichtige Schritte zu einem selbstbestimmten Leben: Elementare Erkenntnisse eines Shinrin Yoku-Walks

Dr. Melanie H. Adamek • Apr. 11, 2023

Wahlfreiheit und Selbstbestimmung. Es lebe der Ameisenhaufen!

Beim Waldbaden gehts ums Abschalten und Genießen, doch manchmal macht man sich eben seine Gedanken und das ist gut. „Warum erscheinen uns manche Menschen einfach glücklich und andere nicht? Was macht es aus, dass wir uns manchmal so richtig glücklich fühlen und manchmal total durchhängen?“, fragte ich mich und erkannte zwei wichtige Gründe: „Erkenntnis der Wahlfreiheit und Selbstbestimmung.“ Mein Shinrin-Yoku-Walk zeigte mir: Sieben Schritte bauen Brücken zu einem selbstbestimmten Leben.

Einen Ameisenhaufen im Wald zu betrachten, kann erstaunliche Erkenntnisse bringen

Der Schlüssel zum Glück

Ich saß auf einem Baumstumpf und beobachtete einen Ameisenhaufen. Für eine Zeit war ich komplett in diesen Anblick versunken. Doch plötzlich schoss es mir durch den Kopf: Der Schlüssel zum Glück liegt oft in der Erkenntnis, etwas aus eigenem Antrieb und völlig freiwillig gemacht zu haben. 


Leider scheinen diese Momente immer seltener zu werden, je komplexer unser Leben wird. Da kann es schnell passieren, dass wir vor lauter Leistungs-, Zeit- oder Termindruck, Verantwortung für die Familie, gesellschaftliche Zwänge - gepaart mit eigenem Perfektionsdenken - in eine Zwangsjacke geraten. 


Getreu dem Motto „Erst die anderen, dann ich“ stellen wir unsere eigenen Bedürfnisse immer weiter zurück. Irgendwann haben wir dann tatsächlich keine Zeit und vor allem auch keine Energie mehr, uns auf das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren. Ein fataler Fehler! 


Je länger solch ein Zustand dauert, desto intensiver wird das Gefühl, irgendwie fremdgesteuert zu sein. Zugleich wächst die Gefahr, dass der negative Stress, den man sich aufbürdet, zu seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen führt. Andererseits ist man schon so in seinen Verhaltensmustern gefangen, dass es keine andere Alternative zu geben scheint, als weiterzumachen wie bisher. 


Würde man jetzt anfangen, seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu rücken, müsste man notwendigerweise die Bedürfnisse anderer enttäuschen. „Das wäre doch egoistisch!“, sofort stellt sich das schlechte Gewissen ein. Und auch verschiedenste Ängste, wie z.B. Verlustangst oder Angst vor einem möglichen Liebesentzug.


Menschen, die Nein sagen können, wissen, dass der eigene Weg zwar oft der unbequemere ist, aber dass man auf Dauer mit Respekt entschädigt wird. Und sie wissen, dass Freunde, die kein Nein akzeptieren, vielleicht die falschen Freunde sind. Doch diese Erkenntnis erfordert viel Mut und Initiative. Sieben Schritte sind entscheidend, um sein Leben selbst bestimmt zu führen und das zu tun, was man  wirklich will. 

Sieben Schritte zu einem selbstbestimmten Leben 

1. Wahlfreiheit erkennen 

Erkenne deine Wahlfreiheit. Es gibt keine Sachzwänge und Lebensumstände, von denen man geleitet wird. Ich führe ein selbstbestimmtes Leben und ich allein entscheide, ob ich etwas tue oder lasse. Mach dir klar, dass es auch eine Entscheidung ist, wenn du dir dein Leben von anderen diktieren lässt. Dann habe ich mich nämlich entschieden, keine Initiative zu ergreifen. In diesem Fall muss ich auch die Konsequenzen tragen und darf nicht den anderen die Schuld geben. 

2. Nicht können oder nicht wollen? 

Erkenne den Unterschied zwischen nicht können und nicht wollen. Nicht können gibt es nicht, es gibt nur nicht wollen. Ich kann von heute auf morgen mein ganzes Leben auf den Kopf stellen, wenn ich es will. Die Frage ist nur, ob du bereit bist, den Preis hierfür zu zahlen. Wenn dir der Preis zu hoch ist, dann willst du eben nicht. Allein dein Wille entscheidet. 

3. Eigene Bedürfnisse ernst nehmen

Nimm deine eigenen Bedürfnisse ernst und setze sie um. Solange du bestehende Erwartungen erfüllst, ist dein Einsatz für deine Umwelt selbstverständlich. Nur wenn ich mich traue, mein Verhalten zu ändern, ändern sich auch die Reaktionen. Mach dir klar, wo du zu kurz kommst. 

4. Eigenverantwortung übernehmen 

Übernimm Verantwortung für deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Du musst niemanden um Erlaubnis bitten, um deine Wünsche zu erfüllen. Aber du bist allein dafür verantwortlich, das Gewünschte zu bekommen. Das führt oft zu Konflikten. Gib nicht schon im Vorfeld klein bei. Ich sage „Ja“ zum Konflikt. Falls ich fehlschlage, dann ist es eben so. Übernimm auch dafür die Verantwortung und schieb anderen nicht die Schuld zu.

5. Initiative ergreifen

Argumentiere zielgerichtet und direkt. Die Gefahr, übergangen zu werden und nicht das zu bekommen, was du willst, ist besonders groß, wenn du um den heißen Brei herumredest. Ich spreche mit fester Stimme in der Ich-Form. Gibt es etwas zu klären oder klarzustellen, so tu es sofort, schieb es nicht auf die lange Bank. Oder noch schlimmer: schluck es nicht. Nur wer Initiative ergreift, behält die Fäden in der Hand!

6. Rücksicht auf sich selbst

Nimm Rücksicht – und zwar auf dich selbst. Wer seine Entscheidungen immer nur von der Situation anderer abhängig macht, hat schon im Vorfeld verloren. Ich muss ja nicht gleich ein Super-Egoist werden, doch falsche Rücksicht oder Nachsicht gegenüber anderen bringt keinem was. Versuche zumindest, Kompromisse zu schließen, die mit deinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen vereinbar sind. 

7. Nein sagen

Setze Grenzen und trau dich Nein zu sagen. Wer keine Grenzen zieht, wird zwangsläufig von den Bedürfnissen anderer gesteuert und kommt zu kurz. Sag einfach Nein und erkläre, wenn nötig, den Grund und auch die Folgen. Du wirst sehen, wie gut das tut, und du wirst sehen, dass es auch in den meisten Fällen verstanden wird. 

IM-WALD-SEIN-Tipp:

Zu guter Letzt: Vielleicht denkst du, „klingt ja alles gut und schön, aber bei mir funktioniert das nicht, weil ... So einfach ist es eben nicht, ich bin zu alt, zu schwach zu ... und überhaupt!“ Ja, du hast  recht, es ist nicht einfach. Doch wenn du es jeden Tag probierst, entsteht Erfahrungswissen. Und genau darauf kommt es an. Mach deine Erfahrungen und hake notfalls immer wieder aufs Neue diese Liste ab. Am liebsten natürlich bei einem gemütlichen Waldspaziergang. Oder noch besser, vergiss die Liste, setz dich in den Wald, beobachte einen Ameisenhaufen oder vertiefe dich in etwas, das deine Aufmerksamkeit gerade anzieht, und schau einfach, was passiert.

Nice to know: 10 erstaunliche Fakten über Ameisen

 

  • Ameisen findet man fast überall auf der Welt, z.B. auch am Polarkreis. Etwa 13.000 Arten sind bekannt, 180 davon in Europa.
  • Waldameisen halten den Wald gesund: sie durchlüften den Boden, verbreiten Pflanzensamen und verwerten viele Abfälle. Sie sind Räuber und wertvolle Nahrung für andere Tiere. Ihre Beute sind vor allem andere Insekten - auch Baumschädlinge.
  • In Australien entdeckte man vor einigen Jahren eine Ameisenart, die unter Wasser lebt. Und eine sibirische Ameisenart versetzt sich in eine Art Kältestarre, um bei Temperaturen unter minus 40 °C zu überwintern.
  • Ameisen verständigen sich untereinander, indem sie Duftstoffe aus Drüsen an ihrem Hinterleib spritzen. Hat eine Ameise Beute gefunden und benötigt sie Hilfe für den Transport, verständigt sie andere Arbeiterinnen. Die eilen zur Hilfe. Eine Ameisenstraße entsteht. Damit alle wissen, wo sie hinmüssen, ist die Straße mit Duft markiert.
  • Ein Ameisenstaat umfasst einige hundert bis mehrere Millionen Insekten. Der sichtbare Teil ihres Zuhauses, der „Ameisenhaufen“ besteht aus Erde, Pflanzenfasern oder Harz. Er ist so groß, damit er nicht so leicht kaputt gemacht werden und mehr Wärme speichern kann.
  • Die größte bekannte Ameisenkolonie erstreckt sich über eine Länge von 5.760 Kilometern (!!!) entlang der Küste der italienischen Riviera bis in den Nordwesten Spaniens. Sie besteht aus mehreren Millionen Nestern mit mehreren Milliarden Individuen.
  • Ein typischer Ameisenstaat besteht überwiegend aus unfruchtbaren Weibchen. Eine oder mehrere Königinnen sind für den Nachwuchs zuständig. 
  • Die geflügelten männlichen Ameisen leben nur, um die Königin zu begatten. Einige Stunden nach dem Hochzeitsflug sterben sie und werden von den Arbeiterinnen verspeist.
  • In vielen Ameisennestern sind auch andere Gäste daheim. Manche Käfer- und Fliegenarten können die Ameisen so gut nachahmen, dass sie sogar von ihnen gefüttert werden.
  • In Mexiko gibt es eine besondere Delikatesse: sogenannte "Honigtöpfe" (mit Honig vollgefressene Ameisen, manchmal auch in Schokolade getunkt).

 

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